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Serie Frauenmedizin: Das Herz - Pumpe im Takt?
Äußerlich unscheinbar, ein nur faustgroßer Hohlmuskel, doch wehe, wenn unser Hochleistungsmotor aus dem Takt gerät. Wir zeigen, wie unser Herz tickt, was ihm schadet und warum Frauen ihr Risiko häufig unterschätzen.
Äußerlich ist das menschliche Herz kein Gigant, es weist lediglich die Größe einer Faust auf und wiegt gerade einmal rund 300 Gramm. Aber seine Leistungsfähigkeit ist von Natur aus ziemlich fulminant: 8000 Liter Pumpvolumen pro Tag, das entspricht fünf bis sechs Litern pro Minute. Im Jahr strömen satte 2,5 Millionen Liter Blut durch unsere Gefäße. Die Herzpumpe transportiert dabei durch die großen Arterien Sauerstoff und Nährstoffe, die Gewebszellen und Organe dringend benötigen und aus dem Blutkreislauf aufnehmen. Das verbrauchte und nun sauerstoffarme Blut ist jetzt voll mit Kohlendioxid und anderen Abfallstoffen. Es gelangt über die Venen zurück zum Herzen und wird dort wieder mit lebenswichtigem Sauerstoff angereichert. Ein supereffektives und sehr ausgeklügeltes Herz-Kreislauf-System. Durchschnittlich schlägt ein gesundes Herz 60- bis 80-mal pro Minute, dabei kommt es locker auf über 100.000 Schläge binnen 24 Stunden. Die Pumpe eines 70-jährigen Menschen hat gar 2,5 Milliarden Male die identische Schlagbewegung vollführt.
Sitz der Seele und „Prinz aller Organe“
So weit, so gut. Doch was passiert, wenn das Herz erkrankt? Wer schnell ermüdet, rasch außer Atem gerät und sogar Luftnot spürt beim Liegen auf dem Sofa, leidet womöglich an einer Herzschwäche. Das Herz kann dann nicht mehr genügend Blut über das verästelte Gefäßsystem durch den Körper schicken. Die Organe werden nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und anderen Energieträgern wie Botenstoffen oder Mineralien versorgt.
Ursache einer Herzinsuffizienz, mit der sich rund 1,8 Millionen Menschen hierzulande herumplagen, kann ein zu hoher Blutdruck sein. Dann stehen die Blutgefäße buchstäblich unter Druck und das Herz muss bei jedem Pumpvorgang mehr Kraft aufwenden, irgendwann ist es überlastet, die Pumpleistung lässt nach. Das Herz, das in der chinesischen Medizin als „Prinz aller Organe“ und Sitz der Seele gilt, ist in der Tat der Motor für alle Körperfunktionen. Schwächelt es, kann dies lebensbedrohlich werden: Besonders gefürchtet sind Herzinfarkt, Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen.

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Arterienverkalkung medikamentös behandeln
Auch eine Koronare Herzkrankheit kann das Herz bedrohen – sechs Millionen Menschen sind laut Deutschem Herzbericht von 2022 betroffen. Das Problem liegt hier in den Arterien rund ums Herz, deren Querschnitt verengt – schuld sind Ablagerungen an den Gefäßwänden. Solche Ablagerungen entwickeln sich aus vielerlei Gründen. Oft liegt es am Lebensstil: Rauchen, zu wenig Bewegung, viel Sitzen, starkes Übergewicht und eine ungesunde Ernährung erhöhen den Cholesterinspiegel und lassen den Blutdruck über das normale Level ansteigen.
Fakt ist, das Blut strömt aufgrund der Gefäßverengung schlechter durch die Adern, es kommt zu Engpässen in den Organen und das Ganze kann in einem Herzinfarkt kulminieren. Behandelt wird die Arteriosklerose („Arterienverkalkung“) zunächst medikamentös, aber auch Bypässe oder Stents, welche die Gefäße künstlich erweitert halten, werden von Herzchirurgen bei Bedarf eingesetzt.
Der Eva-Infarkt
Von wegen Männersache. Aus diversen Gründen sterben mehr Frauen an Herzversagen als Männer: Zunächst sind Frauen aufgrund ihrer Hormone gut geschützt vor einer Verengung der Herzkranzgefäße. Herzprobleme tauchen zeitverzögert meist erst zehn Jahre nach den Wechseljahren und damit deutlich später als bei Männern auf.
Allein aufgrund des höheren Alters ist ihre Prognose schlechter. Beide Geschlechter entwickeln bei einem Herzinfarkt zwar eine ähnliche Symptomatik (Herzenge, Brustbeschwerden), doch Frauen äußern häufiger auch untypische Beschwerden wie Kurzatmigkeit, Müdigkeit, Schlafstörungen, Übelkeit, Oberbauch- und Rückenschmerzen, welche eine Diagnose erschweren und dazu führen, dass das Problem nicht immer sofort als Notfall erkannt wird.
Zudem: Die wenigsten Frauen halten sich selbst für Risikopatientinnen. Die meisten gehen fälschlicherweise davon aus, dass Krebs die ernstere Bedrohung für ihr Leben darstellt. Leider aber wahr: Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind bei beiden Geschlechtern Todesursache Nummer eins.
Die unterschätzte Gefahr
- Frauenherzen sind leichter: 4,8 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht versus 5,7 Gramm bei den Männern.
- Frauenherzen haben weniger Muskelmasse.
- Frauenherzen schlagen schneller: 70-mal pro Minute versus 60-mal bei Männern.
- Frauen entwickeln Herzkrankheiten etwa zehn Jahre später als Männer.
- Bei jüngeren Frauen ist das Herz durch das weibliche Hormon Östrogen geschützt, dieser Schutz fehlt nach den Wechseljahren.
- Herzerkrankungen werden bei Frauen später entdeckt, weil sie oft unspezifische Symptome haben – zwei Drittel aller Frauen haben vor dem Herztod keine typischen Symptome.
Quelle: Helios Gesundheit